Von Orgelnacht zum Orgeltag - Newcomer, Stars, Altbewährtes und Neues

Gelsenkirchen – Zwei Orgeln in zwei verschiedenen Kirchen waren zum diesjährigen „Orgeltag -Westfalen“ zu hören. Ein bisschen aufgeregt war Onno Niemeyer dann doch, als er vor Publikum in der Altstadtkirche von Kirchenmusiker Ingmar Stiller interviewt wurde. Das legte sich aber rasch, als der 10-Jährige an der Schuke – Orgel Platz nahm und loslegte.

Die jüngsten „Newcomer“: Onno Niemeyer (l. 10 J.) und Olivia Jablunowski (r. 14 J.)

Ingmar Stiller (vorne) und Andreas Fröhling (hinten) kennen sich mit der Orgel in der Altstadtkirche bestens aus.

Mittendrin in der Schuke-Orgel – bei der Führung konnten die Besucher*innen einen Blick in die Orgel werfen.

Für den Anfang seines Konzerts hatte er eine Fuga aus dem Ochsenhauser Orgelbuch gewählt. „Das Stück ist so schön melodiös“, erklärte er dazu. Sehr konzentriert spielte der Jugend – musiziert – Preisträger auch das zweite von ihm gewählte Stück, „Quasi lento“ aus „L’Organiste“ des Franzosen César Franck. Bei der abschließenden Toccata in F-Dur von Dietrich Buxtehude ließ der Viertklässler die Orgel so richtig erstrahlen.

Auch Newcomerin Olivia Jablunowski überraschte die Besucher mit ihrem tollen Orgelspiel. An den Anfang stellte sie den 1. Satz der 1. Triosonate in Es-Dur von Johann Sebastian Bach. Gefolgt von einem Stück der Moderne, „die himmlischen Heerscharen“ von Olivier Messiaen. An den Schluss setzte die 14-Jährige („das ist mein Lieblingsstück“) das Allegro maestoso e vivace aus der Sonate in C-Moll von Felix Mendelssohn – Bartholdy. Anspruchsvolle Orgelwerke, die diese beiden Jugendlichen hervorragend meisterten.

Gestartet hatten Kreiskantor Andreas Fröhling und Kirchenmusiker Ingmar Stiller die Orgelnacht, die im Rahmen des diesjährigen Orgeltag NRW erklang, in der Nicolai-Kirche. Auch beim dortigen Emporenkonzert stand, natürlich, die Orgel im Mittelpunkt. Einige der zahlreichen Zuhörer begaben sich danach direkt auf den Weg zur Altstadtkirche, um auch dort die Klangfülle, die die Königin der Instrumente so bereithält, zu erleben.

Nach den Konzerten der beiden Newcomer erklommen die Zuhörer:innen eine steile Treppe hinauf und standen plötzlich mittendrin in der Schuke - Orgel. „Wirklich ein technisches Wunderwerk“, bestaunte eine Besucherin die vielen großen und kleinen Orgelpfeifen. Kreiskantor Andreas Fröhling erläuterte, wie die unterschiedlichen Töne solch einer Orgel entstehen, wies auf die ausgefeilte Elektronik und das besondere Windwerk hin. „Hier hatten die Orgelbauer viel Platz, sie konnten das Pfeifenwerk über mehrere Etagen bauen und so richtig aus dem Vollen schöpfen!“

Prinzipale, Mischklänge, Tremulant, die Besucher und Besucherinnen erfuhren viel über die Technik dieses Instruments und freuten sich dann auf das nächste Konzert dieser Orgelnacht.

Olga Zhukova, international gefeierte Organistin, begann mit dem Concerto a-Moll, das Antonio Vivaldi für Streichinstrumente komponierte und von Johann Sebastian Bach für Orgel transkribiert wurde.  Mit all den Erläuterungen zum Aufbau einer Orgel im Kopf, gelang es den Besucher:innen gerade bei diesem wunderbaren Musikstück, den Klang der Orgel zu genießen.

„Ich mag an dieser Orgel sehr, dass man darauf eine große Bandbreite sehr verschiedener Musiken spielen kann“, führte Zhukova aus. Das nächste von ihr gewählte Stück, Mad Rush für Orgel von Philip Glass, sei eine musikalische Meditation, mit der wolle sie in die heutige, ein bisschen verrückte Welt Ruhe hineinbringen. Ruhige, warme Töne, die wohl auf alle Konzertbesucher Ruhe ausstrahlten.

Zwischen all den verschiedenen Konzertblöcken konnten sich alle in der Kirche bei kleinen Snacks und Getränken stärken.

Eine klangvolle Nacht mit der Königin der Instrumente endete schließlich mit Musik für Orgel (Andreas Fröhling) und Elektronik (Tobias Tobit Hagedorn). Durch im Raum und in jeder Ecke stehende Boxen entstand ein ganz neuartiges Erlebnis des Klangraums Altstadtkirche. Verschwommene Klänge, bei denen man nicht mehr erkennen konnte, ob es Elektronik oder Orgel war. 

Text: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer