25 große und kleine Begegnungen

Pfarrer Klaus Venjakob und Gäste aus Tansania blicken auf 35 Jahre Partnerschaft zurück

Sind und bleiben partnerschaftlich verbunden: Maimu Elisante Daffa (Vorsitzender des Partnerschaftskreises in Morogoro), Lunyamadzo Gillah (Vorsitzende des Schulausschusses) und Pfarrer Klaus Venjakob, der am 17. Juni seinen Abschied aus dem Dienst als Pfarrer der Trinitatis-Kirchengemeinde Buer gefeiert hat. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Beides begann im Jahr 1983: Klaus Venjakobs Amtszeit als Pfarrer in Buer und die Partnerschaft des Kirchenkreises Gelsenkirchen/Wattenscheid mit dem Kirchenkreis Morogoro in Tansania. Zwei Gäste aus dem Partner-Kirchenkreis waren vom 14. bis 22. Juni angereist: Maimu Elisante Daffa, der als Vorsitzender des Partnerschaftskreises in Morogoro für den Kontakt nach Gelsenkirchen und Wattenscheid zuständig ist, und Lunyamadzo Gillah, die Leiterin des Schulausschusses ihres Kirchenkreises. Das Programm der Gäste war voll: Am Sonntag besuchten sie den Gottesdienst zu Venjakobs Verabschiedung in der Apostelkirche, am Montag richteten sie der Kreissynode Grüße aus dem Partner-Kirchenkreis aus. Tags darauf folgten sie erst einer Einladung von Vikarin Mirjam Domke in die Evangelische Gesamtschule Bismarck, bevor sie zusammen mit Venjakob auf die bisherigen 35 Jahre der Partnerschaft zurückblickten.

25 große und kleine Begegnungen mit den Partnern aus Tansania erlebte Venjakob. In dieser Zeit hat sich beim Kirchenkreis Morogoro viel getan, wie Daffa berichtete: „Es gibt ein neues Bürogebäude, das nicht nur Sitz der Kirchenkreisverwaltung, sondern auch ein Treffpunkt für die Mitarbeiter und Gemeinden ist. Und wir bekommen viel finanzielle Unterstützung, um für die Kinder der Kirchenkreis-Mitarbeiter die Ausbildung bezahlen zu können.“ In Tansania ist nämlich nur die siebenjährige Grundschulzeit kostenlos. Vor allem die Kollekten im Kirchenkreis sind für die afrikanischen Partner eine wichtige Hilfe, wie Venjakob erklärte: „In Tansania verdient ein Pfarrer umgerechnet etwas mehr als 100 € im Monat. Da sind die 250 €, die pro Jahr aus Gelsenkirchen und Wattenscheid kommen, schon eine große Hilfe, auch wenn das nur etwa 20 Prozent dessen ist, was für das Schulgeld wirklich benötigt wird.“

Einen großen Anteil an dem Erfolg der Partnerschaft hat auch die Kress-Stiftung, die seit 17 Jahren das Schulgeld für Waisenkinder bezahlt, die sonst keine Chance auf eine Ausbildung hätten. Denn in Tansania können selbst Qualifizierte von nur einem Beruf kaum leben und brauchen einen Nebenverdienst. Eine Altersvorsorge gibt es nicht. Die meisten müssen ihre knappe Rente investieren, um sich nach ihrer Pensionierung ein Nebeneinkommen aufzubauen – ein System wie in Deutschland im 19. Jahrhundert. „Deutschland brauchte 100 Jahre, um das heutige Sozialsystem aufzubauen“, erklärte Andreas Schmidt vom Partnerschaftskreis, „Und Tansania steht in dieser Entwicklung erst am Anfang.“

Gleichzeitig warnte Venjakob davor, Kirchenkreis-Partnerschaften als eine einseitige Form von Entwicklungshilfe zu sehen: „Partnerschaften haben in dem Dorf Erde immer auch eine politische Funktion. Die Kirchen wollen damit ein Beispiel geben, wie die Welt partnerschaftlicher und gerechter werden kann.“ Die Aufbruchsstimmung Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre habe dazu wesentliche Impulse gegeben. Seitdem hat sich natürlich viel geändert. „Zum Beispiel ist es in Zeiten von E-Mails und WhatsApp viel leichter, Kontakt nach Tansania zu halten“, wie Schmidt bemerkte.

Vor allem im Gemeindeleben stellte Gillah in Deutschland einige Unterschiede zu ihrer Heimat fest: „Bei uns sind die Gemeinden viel größer und jünger. Viele veranstalten Hauskreise am Samstagmorgen, an denen schon mal bis zu 40 Leute aus der Nachbarschaft teilnehmen – zusätzlich zu den Gottesdiensten. Gottesdienste gibt es bis zu drei pro Sonntag. Die meisten der 7000 Gemeindemitglieder im Kirchenkreis gehen regelmäßig hin. Wenn jemand mal nicht kommt, machen sich die anderen gleich Sorgen, ob er vielleicht krank ist. Es ist ein viel stärkeres Sozialleben.“