7 Kreuzwegstationen in 7 Wochen

Passionsandachten mal anders

Vor dem Altar gibt es an jeden Passionsmittwoch einen anschaulichen Impuls– ähnlich wie hier in Rotthausen auch in der Altstadtkirche, der Kreuzkirche in der Feldmark und der Friedenskirche in Schalke. FOTO: CORNELIA FISCHER

Vor dem Altar gibt es an jeden Passionsmittwoch einen anschaulichen Impuls– ähnlich wie hier in Rotthausen auch in der Altstadtkirche, der Kreuzkirche in der Feldmark und der Friedenskirche in Schalke. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Auf einem Tisch im Altarraum stehen ein Kreuz, eine Kerze und eine Waschschüssel mit dazugehöriger Kanne. In der Kirche in Rotthausen haben in diesem Jahr ungewöhnliche Passionsandachten begonnen. Ebenso wie in den anderen drei Gottesdienststätten der Emmaus-Kirchengemeinde wird hier an sieben Mittwochnachmittagen die Kirche für Besucher geöffnet. Keine Andachten wie üblich – denn noch ist nicht abzusehen, wann der Lockdown gelockert wird. Wer mag, nimmt sich einen der ausliegenden Zettel, darauf ein Text zum Nachdenken, Fürbitte und Vaterunser. Der Küster und eine Pfarrerin oder ein Pfarrer sind anwesend und für Fragen offen.

Beim Gang durchs Kirchenschiff zum Altar fällt der Blick auf den groß ausgedruckten Text auf der Staffelei. Diesmal ist es der Bibeltext aus Matthäus 27, 15-26: „Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den das Volk verlangte. Damals war gerade ein Mann namens Jesus Barabbas im Gefängnis. Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Christus nennt?“  Das Volk entschied sich für Barabbas, Jesus aber sollte gekreuzigt werden. „Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Darauf ließ er Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und lieferte ihn aus zur Kreuzigung.“

Die Gegenstände auf dem Symboltisch, in diesem Fall Waschschüssel mit Kanne, dienen als Hinweis auf eben diesen Bibeltext. „Wir wollen die Besucher zum Nachdenken anregen, wollen Impulse setzen. Und das gleich siebenmal, immer mittwochs von 17 bis 18 Uhr“, erläutert Gemeindepfarrerin Kirsten Sowa das diesjährige Konzept.

Begehbare Andachten, als Kreuzwegstationen, verteilt auf die sieben Wochen der Passion, leise Musik spielt im Hintergrund. Elf Besucher fanden zum Einstand am Aschermittwoch den Weg in die offene Kirche in Rotthausen. Wer gekommen ist, erhält einen Zettel mit Text zum Nachdenken und zum Mitnehmen. „Gefangen, gedemütigt – das ist nur der Anfang. Er zeigt an, wie es weitergehen wird, bis es endgültig vorbei ist. Seht den Menschen: verstoßen aus dem Haus der Menschlichkeit, gepeinigt durch Schläge und Tritte, niedergedrückt in den Schmutz der Straße, ausgesetzt in der Ödnis vor der Stadt. Atmen mit letzter Kraft. Kein Denken an Barmherzigkeit.“

Vor Pilatus – ausweglos? Mit dieser Frage starteten die besonderen Passionsandachten. Bis zum 31. März sind dies die nächsten Themen:
Sein Kreuz auf sich nehmen – geht das?
Sehen – beweinen – Mensch sein
Ans Kreuz schlagen – Himmel, was tut er da?
Sterben für ewig?
Ins Grab legen – wohin denn sonst?
Der Weg nach Hause

„Endlich kann ich mal zur Ruhe kommen“, äußerten einige der Besucher, die diese neuartige Passionsandacht in der Kirche in Rotthausen schon besucht haben.

Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen hofft Gemeindepfarrerin Kirsten Sowa, dass sich das besondere Passionsangebot herumsprechen wird und zum nächsten Kreuzweg, am nächsten Mittwoch, noch mehr Menschen für eine besondere Andacht und Auszeit in eine der Kirchen in der Emmaus-Gemeinde kommen werden. FHR

Evangelische Altstadtkirche – Heinrich König-Platz
Evangelische Kirche Rotthausen – Steeler Straße 48
Evangelische Friedenskirche / Schalke – Königsberger Straße 120
Evangelische Kreuzkirche / Feldmark – Pothmannstraße 27