Aus drei mach eins – und Neues entsteht

In Emmaus machen sich alle gemeinsam auf den Weg

Sie sehen viele Vorzüge in der Fusion zur Großgemeinde Emmaus und hoffen, dass noch mehr Menschen mitgehen: v.l. Hartmut Ochs (Mitarbeiter im Eine-Welt-Laden und beim Besuchsdienst), Pfarrer Andreas Chaikowski, Karin Skrodzki (Presbyterin, Mitarbeiterin im Eine-Welt-Laden) und Gemeindekantor Jens-Martin Ludwig. PHOTO: CORNELIA FISCHER

Sie sehen viele Vorzüge in der Fusion zur Großgemeinde Emmaus und hoffen, dass noch mehr Menschen mitgehen: v.l. Hartmut Ochs (Mitarbeiter im Eine-Welt-Laden und beim Besuchsdienst), Pfarrer Andreas Chaikowski, Karin Skrodzki (Presbyterin, Mitarbeiterin im Eine-Welt-Laden) und Gemeindekantor Jens-Martin Ludwig. PHOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN - „Wir sitzen jetzt im Turmzimmer!“ Den Umzug des Eine-Welt-Ladens von Rotthausen in die Altstadtkirche verbucht Gemeindepfarrer Andreas Chaikowski als gutes Beispiel für die Vereinigung der ehemals drei eigenständigen Gemeinden Gelsenkirchen, Rotthausen und Schalke zu einer großen: „Der Laden ist hier ein richtiger Kracher!“

Dreieinhalb Jahre ist es her, dass man sich zur Emmaus-Kirchengemeinde zusammengeschlossen hat. Das war ein großer Schritt für alle, quasi die Groko im Kleinen. Und die entsprechenden Koalitionsgespräche im Vorfeld waren auch nicht ohne. Jede zuvor eigenständige Gemeinde wollte natürlich die ihr wichtigen Bereiche bewahrt wissen. „Schalke hatte da einen besonders schwierigen Stand. Zwei Gebäude musste die Gemeinde aufgeben“, erinnert sich Chaikowski.

Doch jetzt im Rückblick scheinen die großen Zweifel von damals klein geworden zu sein. Natürlich war es keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe. Die Intention sich zusammenzutun, entsprang zunächst der Not, auch in einigen Jahren noch als lebensfähige Kirche dazustehen. Und dafür war es für alle notwendig, sich auf den Weg zu machen und sich aufeinander zu zubewegen. Schließlich heißt die Großgemeinde „Emmaus“, der Name ist Programm. Menschen sind unterwegs, teils verunsichert. „Wir haben immer welche, die laufen vorneweg und wir haben auch einige, die ziehen wir hinterher“, formuliert Chaikowski das unterschiedliche Tempo der verschiedenen Gemeindeglieder und fügt hinzu: „Die Verortung vieler Menschen in ihren Ursprungsgemeinden soll ruhig bleiben.“


Seelsorge als Schwerpunkt in der Stadtmitte

Damit dennoch möglichst viele Gemeindeglieder die Fusion als eine Bereicherung empfinden können, gab es damals, 2014, gleich zu Beginn ein großes Wandelkonzert. Sich bewegen, auch aufeinander zu, das sollte mit dem Konzert in drei verschiedenen Kirchen bewirkt werden. Und hat es zumindest bei den musikalischen Gruppen auch schon erreicht, freut sich Gemeindekantor Jens-Martin Ludwig. Er betrachtet den Zusammenschluss und die dadurch möglichen neuen Musik-Projekte als einen Gewinn: „Wir haben spannende Begegnungen, wir können besondere Gottesdienste gestalten. Die musikalischen Gruppen wandern schon, die Zuhörer noch nicht so sehr. Doch wir wollen viele Menschen erreichen und deshalb hoffe ich, dass wir vieles von dem, was wir gesät haben, nun zukünftig auch ernten können.“

Ein ganz neues Projekt hat die Großgemeinde Emmaus auch schon hervorgebracht. Hartmut Ochs ist ehrenamtlich dabei und freut sich sehr darüber. „Ein Besuchsdienst wurde aufgebaut. Wir sind 20 Aktive aus den verschiedenen Ursprungsgemeinden und treffen uns alle zwei Monate. Bei den Besuchen der Gemeindeglieder erleben wir überwiegend gute Begegnungen.“ Zu diesem neuen Projekt gehört auch der Aufbau einer Trauerbegleitung. Etwa zwölf Ehrenamtliche machen bei diesem in der Stadtmitte angesiedelten Projekt schon mit. Ein Trauercafé ist in konkreter Planung, eine Gesprächsgruppe soll schon bald beginnen. Der dritte Schwerpunkt dieses neuen Projekts wird das Thema Demenz sein. Kurse für Angehörige, gemeinsam mit Erkrankten, sollen schon bald angeboten werden.


Spannende Begegnungen im Turm der Altstadtkirche

Wer ein besonders gelungenes Beispiel der neuen Großgemeinde Emmaus besichtigen möchte, dem sei der Weg ins Turmzimmer der Altstadtkirche empfohlen. Ursprünglich war dieser Eine-Welt-Laden in Rotthausen angesiedelt, hier in der Gemeinde wurde lediglich nach den Gottesdiensten etwas angeboten. „Die Rotthausener wollten hierher, weil die alte Lage schlecht war. Und der Umsatz hat sich mit dem Umzug hierher ins Turmzimmer verdoppelt!“ Presbyterin Karin Skrodzki arbeitet ehrenamtlich im Eine-Welt-Laden mit und freut sich über das stark gestiegene Interesse: „In der Woche ist es richtig spannend hier, es kommen dann viele Stammkunden, aber auch Menschen, die auf der Straße unterwegs sind und neugierig wurden.“

Für die gesamte Gemeinde und all die unterschiedlichen Menschen darin wünschen sich alle zusammen, dass das Emmaus-Gefühl noch mehr wächst, dass sich noch mehr Menschen für ein gemeinsames Gestalten in der Großgemeinde begeistern lassen.

Im Stadtgebiet Gelsenkirchen gab es ursprünglich 18 Einzelgemeinden, 14 von ihnen haben sich zu den vier Großgemeinden Apostel, Christus, Emmaus und Trinitatis zusammengeschlossen. Die vier Einzelgemeinden in Bochum-Wattenscheid fusionierten 2017 zur Großgemeinde Wattenscheid.