Berauschender Chorgesang, beklemmend emotionaler Tanz Zwei Konzerte zu Passion und Leidenschaft

Wattenscheid / Gelsenkirchen – Ein Andachtskonzert, meditativ, getragen, voll schöner Chormusik: In der Christuskirche in Wattenscheid beeindruckten am Palmsonntag der Neue Chor Wattenscheid und die Gelsenkirchener Kantorei mit Passionsmusik. „Lass uns das Geheimnis des Kreuzes begreifen“ bat Kirchenmusiker und Chorleiter der Evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid, Ingmar Stiller, in seiner Andacht.

Robert Hogrebe eröffnete das Konzert an der Orgel mit Johannes Brahms „Herzlich tut mich verlangen“.

In der Christuskirche in Wattenscheid beeindruckten am Palmsonntag der Neue Chor Wattenscheid und die Gelsenkirchener Kantorei mit Passionsmusik.

Jonathan Reimann zeigte in der Altstadtkirche eine beeindruckende Tanz-Performance zum „Kreuzweg“ von Marcel Dupré. (Foto: privat).

Robert Hogrebe eröffnete das Konzert an der Orgel mit Johannes Brahms „Herzlich tut mich verlangen“. Kraftvoll und getragen erklang auch der Gesang der Chöre. „Sometimes I feel like a motherless child“, bei diesem Spirituell konnte jeder Besucher, jede Besucherin den eigenen Emotionen nachspüren, sich von dem wundervollen Gesang tragen lassen.

Bei Max Regers Choralkantate „O Haupt voll Blut und Wunden“ beeindruckten die beiden Solisten, Irina Makarova mit warmem Mezzosopran, ebenso der in Paris geborene Vivien Lacomme. Seit 2017 ist er als Tenor im Opernchor des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen engagiert. Begleitet wurden sie von Oboe, Violine und Orgel von der Orgelempore.
Und auch die Gemeinde war bei diesem Andachtskonzert gefragt, kräftiges Mitsingen wurde vom Konzertleiter Ingmar Stiller ausdrücklich gewünscht. „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“, neben all der Trauer, dem Schmerz um den baldigen Tod Jesu war in der wunderbar getragenen Musik auch zarte Zuversicht und ein Hoffnungsschimmer herauszuhören.

Ortswechsel, Stimmungswechsel. Einige Besucher, Besucherinnen zog es direkt von der Christuskirche Wattenscheid in die Altstadtkirche nach Gelsenkirchen. Hier folgte das zweite Konzert dieser vierteiligen Reihe. Ein vollkommen dunkles Kirchenschiff, einzig die kleine Lampe an der Orgel gibt etwas Orientierung. Passion und Leidenschaft, beklemmend und sehr intensiv ausgedrückt in Tanz und Orgelmusik: Marcel Dupré – Der Kreuzweg op. 29.  

Jonathan Reimann faszinierte mit seinem tänzerisch dargestellten Leidensweg und Todeskampf Jesu. Nicht auf Distanz, entfernt von den Besuchern und Besucherinnen, sondern mitten unter ihnen, barfuß, sich über die kalten Steine des Kirchenbodens quälend. Der Schmerz Jesu, seine Verzweiflung, das Aufbäumen und schließlich sich ins Schicksal ergeben, ließ Reimann die Anwesenden körperlich mit erleiden. „Mein Hauptfokus liegt hierbei, sich von einer bildlichen Sprache zu lösen und vermehrt auf eine abstrakte Atmosphäre einzugehen, die bei der physischen Erfahrung eines Leidenswegs entsteht“, formuliert der Künstler dazu.
An der Schuke - Orgel beeindruckte Christian Drengk, Reinoldikantor in Dortmund. Marcel Duprés Kreuzweg beruht auf der Dichtung „Le chemin de la croix“ des Franzosen Paul Claudel. Die musikalische Stimmung, die Registrierungen, die bilderreiche Musik in Duprés Werk, alles vertieft, ergänzt, vervollständigt die Wirkung des intensiv ausdruckstarken Tanzes von Jonathan Reimann.

Kreiskantor Andreas Fröhling rezitierte aus der Dichtung „Le chemin de la croix“ (Der Kreuzweg) von Paul Claudel: „Jesus nimmt das Kreuz. Wir geben ihm Holz für sein Brot, wie es beim Propheten Jeremias heißt. Ach, wie ist es lang, wie ungeheuer ist es und wie schwer.“
Dieser Wechsel von Text, Tanz und dem exzellenten Orgelspiel Drengks beeindruckte die Anwesenden sichtlich. Nachdem der letzte Ton verklungen war, wurde erst einmal tief durchgeatmet, bevor alle Beteiligten reichlich Applaus erhielten.

Textautorin: Frauke Haardt-Radzik
Bild Reiman: Privat
Bilder Passionsmusik: Cornelia Fischer