„Dante ist immer bei uns“

Kindergrab als lebendiger Ort für die ganze Familie

Ein fröhlich gestaltetes Kindergrab mit einem Sandkasten für die große Schwester nebenan: Nelia hat ihrem kleinen Bruder heute weihnachtlich bemalte Steine mitgebracht.

Svenja Chanteaux und Tochter Nelia kommen oft zum Grab des kleinen Dante, schauen nach dem Rechten und lachen dabei auch gern. “Wir wollen nicht von der Trauer zerfressen werden und hier können wir auch Spaß haben“, stellt Svenja Chanteaux fest.

WATTENSCHEID – Nelia hüpft schon mal fröhlich voraus. Den Weg zum Grab ihres kleinen Bruders kennt die 9 - jährige in- und auswendig. Heute hat sie ihm bunte Steine, bemalt mit weihnachtlichen Motiven mitgebracht. Zusammen mit ihren Eltern Svenja und Patrick Chanteaux geht sie oft auf den Wattenscheider Friedhof. Manchmal kommen auch Freundinnen mit. Dann sitzen die Mädchen gern im kleinen Sandspielkasten, den die Familie direkt neben Dantes Grab errichtet hat. Natürlich nach Absprache mit der Friedhofsverwaltung.

„Wir wollen nicht immer nur traurig sein und so kommen wir hierher und Dante ist bei uns und wir bei ihm.“  Mutter Svenja ist es wichtig, dass sie als Familie auch fröhliche Stunden in der Nähe des nur 4 Wochen alt gewordenen Sohnes verbringen. „Es ist so herrlich grün hier. Im Sommer haben wir oft auf der Wiese neben dem Grab gesessen, einen kleinen Sonnenschirm aufgestellt und Karten gespielt. Es hilft uns allen ungemein, wenn wir uns hier schön hinsetzen können!“

Die Eltern möchten, dass ihre Tochter gern mit zum Friedhof kommt und dabei auch Spaß hat. Es muss nicht immer alles trist und traurig sein. Das bunte, freundliche Grab mit dem Sandkasten direkt nebenan hilft der gesamten Familie, über den Verlust von Dante Kobi hinwegzukommen.

Kobi heißt „der am Dienstag Geborene“ in der Sprache der Vorfahren von Patrick Chanteaux. Und am Dienstag, 28. Dezember 2021, kam der Kleine zur Welt, bezauberte mit seiner Fröhlichkeit auch die Schwestern auf der Neugeborenen Station. Doch nach einem Monat hörte sein Herz auf zu schlagen.

Bald jährt sich der Geburtstag des kleinen Bruders. Nelia und Mutter Svenja schmücken das Grab liebevoll mit kleinen Leuchtsternen, Nikolaus – und Weihnachtsmannfiguren und lachen auch hin und wieder herzlich miteinander.

Und Dantes Grab bezaubert mit dem Spielplatz direkt daneben auch viele Menschen, die oft mit schweren Gedanken hierher zum Friedhof kommen.

„Wir überlegen, für alle Kinder, die mit ihren Eltern oder Großeltern hierherkommen, solch einen Sandspielplatz zu bauen“, sagt Friedhofskirchmeister Martin Neuhoff und würde sich freuen, wenn bald noch mehr fröhliche Kinderstimmen hier erklingen würden.

 

Text und Fotos: Frauke Haardt-Radzik