Eine Wildsau im Weingarten

Als Papst Leo X hat Klaus-Dieter Salinga eine eindeutige Meinung zu Luther

Auf jede Geste kommt es an: „Mich hat der Ehrgeiz gepackt, den Papst besonders gut rüberzubringen.“

Auf jede Geste kommt es an: „Mich hat der Ehrgeiz gepackt, den Papst besonders gut rüberzubringen.“

Klaus-Dieter Salinga als Papst: Ein knorriger und ungeduldiger Typ. FOTOS: PRIVAT

Klaus-Dieter Salinga als Papst: Ein knorriger und ungeduldiger Typ. FOTOS: PRIVAT

GELSENKIRCHEN – Vor zwei Jahren ist er als Verwaltungsleiter des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid in den Ruhestand gegangen. Doch für Klaus-Dieter Salinga ist es alles andere als die Lebensphase der Ruhe und Entspannung – bei seinem Engagement für das Martin Luther Forum Ruhr (MLF) in Gladbeck bleibt dafür nur wenig Zeit. Vor allem jetzt, wo er für das Stück „LUTHER“ von John Osborne in die Rolle von Papst Leo X geschlüpft ist. Die Inszenierung bringt Profis und Laien aus dem gesamten Ruhrgebiet zusammen auf die Bühne. Am Abend vor dem Reformationstag (Sonntag, 30. Oktober) wird LUTHER im Evangelischen Gemeindehaus in Gelsenkirchen-Rotthausen aufgeführt. Ein Heimspiel für den ehemaligen Verwaltungsleiter Salinga und einige Gelsenkirchener Darsteller, die bereits bei den Rotthauser Passionsspielen biblische und historische Figuren verkörperten.

Im Jahr 2015 wurde das Stück von der Theatergruppe Glassbooth unter der Regie von Jens Dornheim eigens für das MLF in einer Kooperation inszeniert. "In der Art und in der Größe hatten wir zuvor noch keine Theaterinszenierung im Forum“, so Salinga

 

Viel vom Regisseur und von der Dramaturgin gelernt

Der Zufall verhalf ihm, der zuvor noch nie auf Bühnenbrettern stand, zu seiner Rolle. Am Tag des Castings im MLF weckte Regisseur Dornheim Salingas Interesse und machte ihm die Figur des Papstes regelrecht schmackhaft. „Das wäre ja vielleicht mal was“, dachte sich Salinga in dem Moment – schließlich spiele man hier und da viele unterschiedliche Rollen im Leben: im Bläserkreis, als Verwaltungsleiter oder als Privatmensch. Also, warum nicht?

Papst Leo X versteht Salinga als einen Typ Mensch – knorrig und ungeduldig – der es nicht ausstehen kann, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er will: „Er reagiert ungeduldig auf die ganze Entwicklung und am liebsten will er mit der Sache Luther nichts zu tun haben – er betrachtet das als eine eher deutsche Angelegenheit“, beschreibt Salinga dessen Charakter. Die Herausforderungen der Rolle habe er vor allem darin gesehen, als theaterunerfahrener Mensch die Rolle mit Gestik und Tonfall authentisch zu verkörpern. Gespürt habe er auch die Sorge über den berühmten Hänger im entscheidenden Moment: „Da denkt man schon mal: Hoffentlich geht das gut – das Auswendiglernen von Texten habe ich ja Jahrzehnte nicht mehr gemacht. Aber dann hatte mich der Ehrgeiz gepackt, den Papst besonders gut rüberzubringen. Regisseur Dornheim und Dramaturgin Tanja Brügger haben es hervorragend hingekriegt, einen zu formen und deutlich zu machen, wie ein Charakter durch Artikulation und Bewegungen unterstrichen wird.“

 

Ein sehr gelungenes Experiment

Vom dem Stück LUTHER ist Salinga persönlich überzeugt: „Als ich es bei den Proben in voller Gänze kennengelernt habe und wir es Ende letzten Jahres in Gladbeck das erste Mal vor Publikum gespielt haben, war mir klar: Das muss weiter aufgeführt werden! Nicht wegen unserer Rollen, sondern weil es inhaltlich einfach ein tolles Stück ist mit einer hervorragenden Geschichte.“ Die Inszenierung beschreibt Salinga mit seinen altertümlichen Kostümen, der alten Ausdrucksweise sowie dem dazu im Kontrast stehenden modernen Bühnenbild und der eigens komponierten Musik als ein Experiment. „Aber ein sehr gelungenes!"

Osbornes Stück holt den großen Kirchenreformator ganz nah an den Zuschauer heran. Als Papst Leo X spricht Salinga den markanten Satz über Luther aus, der die Reformation auf den Punkt bringt: „Wir haben eine Wildsau im Weingarten.“ Aber das Stück zeigt keinen Helden im klassischen Sinne. Es umspannt die Jahre 1506-1530 und präsentiert einen Mann mit komplexer Persönlichkeit. Er wird stets von der Möglichkeit des Scheiterns und des Irrtums begleitet – sei es bei seiner ersten Messe, beim historischen Thesenanschlag zu Wittenberg oder beim Verhör durch die Schergen des Papstes. LUTHER zeigt seinen Helden in all seinen Schwächen und Fehlern – ein Beitrag zum 500. Jubiläum der Reformation, der das kulturelle Erbe der Reformation lebendig und erlebbar macht.

Die Aufführung beginnt am Sonntag, 30.10., um 18 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Rotthausen, Schonnebecker Straße 25, 45884 Gelsenkirchen. Karten kosten im Vorverkauf 12 Euro, an der Abendkasse 15 Euro. Vorverkaufsstellen sind das Gemeindehaus und das Reisebüro Scholz auf der Karl-Meyer-Straße.