GELSENKIRCHEN – Der Häusliche Entlastungsdienst hat neun Teilnehmerinnen im Umgang mit dementiell veränderten Menschen geschult. In einem feierlichen Rahmen bekamen sie im Kreiskirchenamt am 10. Juli durch Presbyter Karl Faust und Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek ihre Zertifikate überreicht.
Das Qualifizierungsseminar hat sie fit gemacht für ihren zukünftigen Einsatz als ehrenamtliche Kräfte, die Angehörige von dementen Menschen in der Betreuung unterstützen. Für ein paar Stunden in der Woche kommen sie in die Familien und schenken wichtige Pausen vom Alltag. „Da ist man rund um die Uhr im Einsatz“, weiß Angelika Zaitz aus eigener Erfahrung. Sie selbst pflegte viele Jahre ihre an Demenz erkrankte Mutter und nahm die ehrenamtliche Unterstützung des Häuslichen Entlastungsdienstes in Anspruch. Nachdem ihre Mutter verstarb, stand für sie fest, eine der neuen qualifizierten Betreuerinnen zu werden. „Ich kenne die Situation und die Sorgen der Angehörigen. Aber durch den Entlastungsdienst wusste ich, es kann ihr nichts passieren, es ist jemand für sie da.“ Die Motive für dieses Ehrenamt sind vielfältig. Neben dem Wunsch, in der Freizeit oder im Ruhestand etwas Sinnvolles zu tun und Menschen zu helfen, sind einige Teilnehmerinnen direkt im Familien- und Bekanntenkreis betroffen oder kommen im Berufsleben mit Demenz in Berührung. Unter den ehrenamtlichen Betreuerinnen sind auch eine junge Polizistin und eine Physiotherapeutin: Sie werden ihr Wissen mit ihrem Kollegium teilen, um im Arbeitsalltag mit dieser speziellen Erkrankung besser umgehen zu können.
An drei Wochenenden und Donnerstagabenden wurden die neuen Betreuungskräfte geschult. In insgesamt 48 Stunden drehte es sich um die einzelnen Phasen der Demenz, den richtigen Umgang mit Rollstühlen, nonverbale Kommunikation und Beschäftigungsmöglichkeiten für Erkrankte. Medizinisches Hintergrundwissen vermittelte Prof. Dr. med. Claus Haase, Chefarzt der Klinik für Neurologie an den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen. Er informierte die Teilnehmerinnen über die Vorgänge im Gehirn in den jeweiligen Stadien der Krankheit. Auch Themen wie Sterben und Tod und der eigene Umgang damit wurden während der Schulung angesprochen. „Auch wenn es zum Berufsalltag gehört, muss man lernen, mit Krankheit und Tod klar zu kommen“, betont Edeltraud Uellenberg, eine Ehrenamtliche, die in der stationären Altenpflege tätig war. Außerdem sei es wichtig, im Blick zu haben, wie es einem selbst bei dieser Tätigkeit gehe. Dafür stehen die Koordinatorinnen des Häuslichen Entlastungsdienstes den Betreuungskräften zur Seite und in den monatlichen Treffen tauschen sie sich über ihre Erfahrungen aus. Im August werden die neuen Ehrenamtlichen ihren zu Betreuenden zugewiesen. Wichtig sei – da sind sich Zaitz und Uellenberg einig – dem erkrankten Menschen mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld zu begegnen, und seine Vorlieben sowie sein Vorleben kennenzulernen. „Man muss ihn annehmen wie er ist, und man selber sein“, fügen sie noch hinzu.