„Hahnenflug“ auf der Alten Kirche

Wattenscheid – Lange fehlte er auf dem Dach der Alten Kirche im Herzen Wattenscheids, jetzt erstrahlt er in neuem Glanz: Der nun goldene Wetterhahn ist wieder auf der Turmspitze „gelandet“. Mit seiner Anbringung sind auch die umfassenden Renovierungsarbeiten an der zweitältesten Kirche im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid abgeschlossen.

Hoch hinaus: Im Rahmen der Arbeiten am Dachstuhl konnte der Hahn dank der Dachdeckerfirma von Christian Müller wieder auf dem Dach der Kirche landen.

Strahlten gemeinsam: Siegfried Bastert mit dem vergoldeten Wetterhahn.

Zu verdanken ist das neue „alte“ Schmuckstück vor allem einem: Siegfried Bastert.
Der ehemalige Presbyter und Friedhofskirchmeister der Evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid, hegte einen persönlichen Wunsch: „Es war mir schon lange ein Herzensanliegen, den Hahn der Alten Kirche abmontieren, vergolden und wetterfest zu machen, schließlich ist er ein sichtbares Zeichen für die Verkündigung des Wortes Gottes.“ so Bastert. Die Gelegenheit dazu ergab sich während der dringend notwendigen Restaurierung des Dachgebälks der Kirche.

Harald Retzlaff, Malermeister aus Wattenscheid, Mitglied der Kirchengemeinde und erfahrener Restaurator hat sich der Vergoldung des Hahnes angenommen. Für ihn war es eine ungewöhnliche Anfrage. „Das ist hier ja nicht der Kölner Dom. So etwas für meine Gemeinde zu machen ist etwas ganz Besonderes.“, sagt er lächelnd. Die Aufarbeitung des Hahnes hat er daher gegen eine Spendenquittung geleistet.

Pfarrer Frank Dressler erklärte vor der Wiederanbringung des Hahnes, dass dieser viel mehr ist als ein goldener Blickfang. Er ist „Symbol für den neuen Morgen, der mit dem auferstandenen Christus anbricht, und für die Verantwortung, die wir als Christen in seinem Namen bis heute für unsere Welt tragen.“, so Pfarrer Dressler. Der Hahn wurde im November 1936 erstmals auf die Turmspitze gesetzt. Damals befand sich die Gemeinde in harten Auseinandersetzungen mit den „Deutschen Christen“, einer rassistischen und antisemitischen Strömung im deutschen Protestantismus, die diesen an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollte.
Petrus hatte damals Jesus verleugnet und der Hahn krähte dreimal. So ist dieses Tier ein Wächter-Symbol und steht hier an der Alten Kirche auch für den Widerstand der Gemeinde gegen die nationalsozialistische Ideologie.

Mit der Anbringung des Hahnes sind auch die Arbeiten am Dach der Kirche abgeschlossen.
Die umfassende Restaurierung der Alten Kirche begann im Mai diesen Jahres.
Trotz steigender Preise und zusätzlich entdeckter Schäden konnte die Gemeinde die Restaurierung erfolgreich abschließen. Das soll auch gebührend gefeiert werden:
am 1. Advent, wenn die Orgel im Innenraum wieder für die Gemeinde verfügbar ist. 

 

Text und Fotos: Katrin Oelbracht