„Nun komm, der Heiden Heiland“, dieses Adventslied Martin Luthers, vertont von Johann Sebastian Bach, spielte Ingmar Stiller, Kirchenmusiker im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid, zu Beginn am Klavier in der Bearbeitung von Wilhelm Kempff. Ein wunderbar ruhiger, meditativer Konzertauftakt zum Abschalten, Runterkommen, Innehalten. Doch dann war Schluss mit Zurücklehnen, Zuhören. Mitsingen war jetzt angesagt. Andreas Fröhling gab den Takt vor, teilte die Besucher immer wieder spontan in neue Gruppen ein: „Die linke Seite beginnt, die rechte singt die zweite Stimme / jetzt nur die Männerstimmen / jede und jeder sucht sich aus, welche Stimme er oder sie singen möchte“. Und alle ließen sich auf diese besondere Chorprobe, genannt Emporenkonzert, ein. „Mach hoch die Tür“ gleich als mehrstimmiger Kanon und die Nicolai – Kirche war davon erfüllt bis in den letzten Winkel.
„Es ist schon erhebend, hier vorn zu stehen und zu sehen und zu hören, dass aus den Besuchern ein spontaner Chor mit vielen kräftigen Stimmen wird“, resümierte Fröhling schließlich offensichtlich zufrieden. Zwischendurch („Einfach durchsingen, bitte, nicht aufhören“) entschwand er auf die Empore und begleitete die singende Gemeinde dann und wann an der Orgel.„Herbei oh ihr Gläubgen, fröhlich triumphieret“! Nein, eher nicht das klassische Weihnachtsliederrepertoire, vielleicht gerade deshalb so besonders. Ein Emporenkonzert, nicht auf der Empore und die Besucher wurden Teil des Konzerts. „Es ist so schön wieder gemeinsam zu singen“, formulierte eine Besucherin ihre Erleichterung nach den langen Corona – Beschränkungen.
Schließlich wurden dann aber doch noch einige klassische Weihnachtslieder angestimmt. Besucher und Musiker Andreas Fröhling und Ingmar Stiller applaudierten sich gegenseitig. „Die Kirche singt“, fasste Fröhling begeistert dieses Konzerterlebnis zusammen.
Text und Fotos: Frauke Haardt-Radzik