GELSENKIRCHEN – Rund und um die Uhr erreichbar und stets für Einsätze bereit: Die Notfallseelsorge in Gelsenkirchen hat mit Pfarrer Peter Rutz seit 15 Jahren einen hauptamtlichen Mitarbeiter. Doch die vielfältigen Noteinsätze kann Rutz nicht allein bewältigen, daher werden immer wieder neue Ehrenamtliche gesucht, die sich zutrauen, nach entsprechender Ausbildung, Menschen in Extremsituationen seelsorgerisch zu begleiten. „Wie wünschen uns Menschen, die im psychosozialen Bereich tätig sind und Lebenserfahrung mitbringen, damit sie mit den Ausnahmesituationen auch zurecht kommen“, formuliert Rutz die Anforderungen an ehrenamtliche Notfallseelsorger. Das können Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, Krankenschwestern oder auch Pfarrerinnen und Pfarrer sein. Oder auch jemand wie Klaus Ebeling. Jahrzehntelang war er als Berufssoldat auch im Ausland unterwegs und hat schon vieles gesehen. Das ist wichtig, denn wenn das Handy klingelt, heißt es raus in eine unbekannte Situation. Vielleicht ist jemand bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen und nun bricht für die Angehörigen eine Welt zusammen. Keiner weiß vorher genau, was ihn oder sie dort erwartet. 85% dieser Notfälle passieren übrigens im häuslichen Umfeld. Selbstmord eines Familienmitglieds, erfolglos versuchte Reanimation, oder eine Leiche wurde aufgefunden mit unklarer Todesursache. Der von der Feuerwehr dazu gerufene Notfallseelsorger hat dann zunächst die Aufgabe herauszufinden, ob seine Hilfe auch gewünscht wird. Zuhören, die Betroffenen stabilisieren, eventuell Trost spenden. Und für Kinder ist extra ein Teddy, der vielleicht etwas Geborgenheit vermitteln kann, immer im Rucksack. „Notfallseelsorge ist kein Heilberuf, wir machen keine Therapie, wir sind für die Akutsituation zuständig“, betont Pfarrer Rutz. „Wir stabilisieren die Menschen, damit sie eventuell später professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können.“
All dies kann der Hauptamtliche, Pfarrer Rutz, natürlich nicht allein stemmen. 10 bis 12 Ehrenamtliche unterstützen ihn dabei momentan in Gelsenkirchen. „Sicher hätte ich gern viele ehrenamtliche Mitarbeiter, doch 4 bis 6 Neue wären schon notwendig.“
Erstmals wird es nun an einem regionalen Ausbildungszentrum, nämlich bei der Feuerwehrwache in Dortmund, eine gemeinsame Ausbildung auch für Gelsenkirchener ehrenamtliche Notfallseelsorger geben. Anfang Februar ist Beginn, maximal 25 können pro Jahr teilnehmen, Interessierte sollten sich also zeitnah bewerben. 15 Ausbildungsmodule, alle 14 Tage, insgesamt über sieben Monate verteilt. Am Anfang steht die Theorie. „Dann geht es um Gesprächsführung mit Angehörigen, wie gehe ich selbst mit extremen Belastungssituationen um, wie gestalte ich ein Aussegnungsritual Verstorbener“, skizziert Rutz einige Inhalte. Und dann erst, wenn sich beide Seiten sicher sind, folgt möglicherweise die Berufung zum ehrenamtlichen Notfallseelsorger.
Als solcher wird man dann in einen Bereitschaftsplan eingetragen. Und wenn das Handy klingelt, fährt man hin zum unbekannten Einsatzort und versucht zu helfen oder einfach zuzuhören und so die Not der Betroffenen ein klein wenig zu lindern.