Und doch, einige hundert Kilometer weiter östlich, in der Ukraine, wütet er gerade, der russische Angriffskrieg. Bombenalarm, Gefechtslärm, Tote und Verletzte, mitten in Europa. Und auch in anderen Ländern, Afrika besonders, herrschen Krieg und Vertreibung.Zum diesjährigen Antikriegstag hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Emscher Lippe eingeladen. „Wir wollen mahnen und erinnern, daran, dass es eine Alternative gibt zum Krieg. Immer!“ Lisa Fullert machte dies in ihrer Begrüßung deutlich.
Und Mark Rosendahl vom DGB griff den Faden auf: „Der Antikriegstag hat eine lange Tradition. Ist das nicht überholt?“ Nein, keineswegs, gab er sich selbst zur Antwort. Weil wir Menschen allesamt aktiv für den Frieden eintreten müssen, Tag für Tag neu. „Klare Kante müssen wir beziehen, gegen Krieg und gegen Rechtsextremismus. Und für die Flüchtlinge, die zu uns kommen.“
Das diesjährige Treffen zum Antikriegstag fand am jüdischen Ehrenmal statt. Und selbst in diesem friedlichen Stadtgarten hielt die Polizei Wache, zum Schutz vor antisemitischen Angriffen.
„In den Zeiten, in denen wir leben, kann man Sachen gar nicht oft genug sagen. Und mit einem Satz, den Sie hier auf dem Banner sehen, ist alles gesagt: Nein zum Krieg!“ Oberbürgermeisterin Karin Welge betonte, dass es nie wieder Krieg geben dürfe, der von Deutschland ausgeht oder an dem Deutschland maßgeblich teilnimmt. „Wir haben eine starke Zivilgesellschaft, aber wir müssen diese auch täglich wieder motivieren!“ Der Kranz, der auch in diesem Jahr am Mahnmal niedergelegt wurde, zeuge von der Aktivität der Stadt.
Zugleich sehe sie, so Welge weiter, dass sich viel zu viele Menschen der Bewältigung der Vergangenheit entziehen würden. „Ein Fünftel der Deutschen hat keine Berührungsängste nach rechts außen. Also müssen wir täglich um die Demokratie kämpfen. Wir kämpfen für Freiheit, ein gutes Zusammenleben. Und wir kämpfen auch für das Recht auf Lebensfreude!“
Dass Antisemitismus in der Gesellschaft immer noch gegenwärtig ist, zeige sich ganz deutlich am Fall Aiwanger, betonte schließlich auch Daniel Schwarz von der jüdischen Gemeindejugend. „Mit einer starken Gesellschaft werden wir es schaffen, dass wir wieder eins werden.“
Und dann stellte er den Gelsenkirchener Beitrag zum Jewrovision 2023 vor. Ein sehr eindringlicher Song! „Don‘t stop believing“ so der Titel des diesjährigen Tanz- und Gesangswettbewerbs, der unter jüdischen Jugendzentren bereits seit 20 Jahren in Deutschland stattfindet. Der Glaube daran, dass gemeinsam etwas zu bewegen ist, wurde dann auch unüberhörbar im Musikpavillon nebenan im Stadtgarten deutlich. „Laut gegen rechts“ drehte ordentlich auf und betonte damit auch, Gelsenkirchen bleibt bunt und rechte Parolen dürfen hier keine Chance haben. FHR
Text: Frauke Haardt-Radzik | Fotos: Cornelia Fischer