GELSENKIRCHEN– Eine schnatternde Ente, ein aufgeregt flatternder Vogel und der gefährlich heranschleichende graue Wolf: Die Geschichte – und vor allem die Musik - vom kleinen Peter, der mit seinem Großvater im ländlichen Russland lebt und dort eine abenteuerliche Begegnung mit einem bösen Wolf erlebt, begleitet viele Menschen schon seit ihrer Kinderzeit.
Worum geht es in diesem musikalischen Märchen? Peter spaziert eines Tages durch die Gartentür hinaus in die umliegende Natur, lässt das Törchen dabei offen und die Ente nutzt die Gelegenheit, auf dem nahen Teich schwimmen zu gehen. Sie gerät in Streit mit einem Vogel. Da schleicht sich eine Katze an, und der Vogel flüchtet, von Peter gewarnt, auf einen Baum. Peters Großvater ist verärgert, holt ihn in den Garten zurück und schließt das Tor, da der Wolf ja kommen könnte, der tatsächlich kurz darauf aus dem Wald kommt. Die Ente, die vor Aufregung aus dem Teich gestiegen war, wird vom Wolf verschluckt. Peter holt ein Seil und klettert über die Gartenmauer auf den Baum. Er weist den Vogel an, dem Wolf immer um den Kopf herumzufliegen, um ihn abzulenken. Währenddessen lässt er eine Seilschlinge hinab, mit der er den Wolf am Schwanz fängt. Jäger kommen aus dem Wald und schießen auf den Wolf, aber Peter stoppt sie. Im Triumphzug führen alle gemeinsam den Wolf in den Zoo.
Erzählt wird diese wunderbare Geschichte sehr plastisch von verschiedenen Musikinstrumenten. Komponist Sergej Prokofjew wollte mit diesem musikalischen Märchen, das 1936 in Moskau uraufgeführt wurde, Kindern diese verschiedenen Instrumente eines Orchesters nahe bringen. Vogel, Ente, Katze, Wolf, der kleine Peter, sein Großvater und die Jäger, sie alle werden auf diese Weise dargestellt.
Beim ersten Emporenkonzert des Jahres in der Nikolaikirche erleben etwa 80 Besucher eine musikalische Version, die Kreiskantor Andreas Fröhling aus der Orchesterpartitur arrangiert hat. Die Orgel als die „Königin der Instrumente“ zaubert dabei die unterschiedlichsten Klänge hervor. Die Namen der Register erinnern oft an die Instrumente, die das klangliche Vorbild sind, so z.B. „Klarinette“, „Flöte“, „Trompete“ usw.
Fröhling, assistiert von seiner Frau Susanne Reimann, zieht dabei alle notwendigen Register der Orgel, um den verschiedensten Tieren musikalisch Charakter zu verleihen.
Und Schauspieler Wolfram Boelzle lässt mit seiner ausdruckstarken Stimme jedes Tier sofort sehr lebendig werden! „Das melodramatische Element ist hier noch ganz lebendig, der konzertpädagogische Effekt, die Macht der Musik, die Instrumente!“ Boelzle, der sowohl als Sprecher, Schauspieler als auch als Sänger künstlerisch unterwegs ist, kommt geradezu ins Schwärmen. Und dann legen die beiden los. „Als der kleine Vogel die Ente sah, setzte er sich ins Gras und plusterte sich auf: „Was bist Du für ein Vogel, wenn Du nicht fliegen kannst?“ Plötzlich erklingen drohende Klänge, kein Zweifel: Der Wolf schleicht aus dem Wald hervor!
Weiter entwickeln Musiker und Sprecher die berühmte Geschichte, immer auch mit spontanen Einfällen. Die Gewehrsalven der herbei eilenden Jäger sind heute mal von beiden mundgeblasen: Organist und Sprecher sind die Freude an der Musik und am gemeinsamen Projekt deutlich anzumerken.
Viele Besucher haben sich den 15. jeden Monats dick im Kalender angestrichen. An diesem Montagabend sind Kinder eindeutig in der Minderheit. Ein Ehepaar aus der benachbarten katholischen Kirchengemeinde hat schon weit über 70 Konzerte hier oben auf der Empore miterlebt. „Wir haben beim 50. Konzert angefangen zu zählen und sind jedes Mal dabei“, stellen beide lächelnd fest. Peter und der Wolf kennen sie als Orchesterfassung. Von dieser Orgelversion sind sie aber mindestens genauso begeistert.