Spielerische Erfahrungen mit dem Glauben

Der erste westfälische Raum für das Godly Play ist in der Gelsenkirchener Resser Mark eingerichtet

Wie ein Wohnzimmer für kleine Menschen: Der Godly-Play-Raum auf der Empore der St. Ida-Kirche. PHOTO: CORNELIA FISCHER

Wie ein Wohnzimmer für kleine Menschen: Der Godly-Play-Raum auf der Empore der St. Ida-Kirche. PHOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Als ob sie das Innere des Kruges gründlich abtrocknen wollte, stopft Kerstin Othmer-Haake ein großes Tuch hinein. „So machen wir das oft mit Kindern“, erzählt sie dabei. „Wir stopfen sie voll mit Geschichten von Jesus und unseren Erkenntnissen über Gott.“ Sie zieht das Tuch wieder heraus aus dem Krug und schüttelt ihn vorsichtig. Ein leises Geräusch ist zu hören. Da ist doch etwas drin in dem Krug! „Das ist der Ansatz beim Godly Play“, erklärt die Pfarrerin für Kindergottesdienst in der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Wir hören auf die Erfahrungen und Überzeugungen der Kinder, während wir mit ihnen biblische Geschichten spielen. Das ist total spannend und macht einfach ganz viel Spaß.“

Pfarrerin Othmer-Haake war am 28. Mai extra aus Schwerte angereist zu einem ganz besonderen Termin. Die Christus-Kirchengemeinde Buer hatte eingeladen zur Einweihung ihres Godly-Play-Raumes im Ökumenischen Zentrum St. Ida. Es ist der erste Raum dieser Art in der der ganzen westfälischen Landeskirche.

Wieviel Spaß Godly Play machen kann, das konnten Eltern und Kinder gleich nach der Begrüßung live erleben. Pfarrerin Sabine Mosel setzte sich mit den Kindern in das Wohnzimmer für kleine Menschen auf der Empore, breitete eine mit Sand gefüllte Plane aus und nahm die Kinder mit auf eine Reise in die Wüste. Um die Zehn Gebote ging es dabei – und wie die Kinder beim Spielen selbst die Initiative übernehmen, wurde schnell deutlich: „Das sind aber nicht zehn, sondern dreizehn Gebote“, stellte einer der Knirpse fest. Welches sie denn besonders wichtig finden, fragte Mosel. „Dass man keine Leute umbringen soll“, fand eines der Mädchen, aber ein anderes favorisierte „Nicht lügen“.

Godly Play gibt den Kindern Zeit und Raum, ihre eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen einzubringen. „Es ist ja nicht so, dass Kinder keinen Glauben haben“, so Othmer-Haake. Kindliches Spielen ist frei von dem Zwang, ein vorgegebenes Ziel zu erreichen. So ist auch das Godly Play offen für das, was die Kinder daraus machen.

Zweimal im Monat lädt Pfarrerin Sabine Mosel nun zum Godly Play ein: an jedem zweiten Sonntag um 12 Uhr und am letzten Samstag im Monat um 10 Uhr. Unterstützt wird sie dabei von Katrin Strohmaier und Lara Martin (beide 15). Während die Kinder im kleinen Wohnzimmer auf der Empore spielen, schmeißen die Eltern schon einmal den Grill an oder klönen im Johannes-Haus neben der Kirche St. Ida. Das Angebot richtet sich in ökumenischer Eintracht an evangelische und katholische Familien. Wer Interesse hat, kommt einfach zu den angegebenen Terminen oder meldet sich bei Pfarrerin Mosel, Telefon 78 99 46 oder E-Mail: sabine.mosel@ekvw.de.