WATTENSCHEID – Pfarrerinnen und Pfarrer im Corona-Modus – und dann auch noch die ungewisse Planung von Gottesdiensten an Heiligabend. Wie erlebt Gemeindepfarrer Uwe Gerstenkorn diese besonderen Zeiten, was ist neu und bringt vielleicht doch etwas Hoffnung? Frauke Haardt-Radzik hat mit ihm gesprochen.
Abstand halten und doch nahe bei den Menschen sein – wie geht das für Sie im Alltag als Gemeindepfarrer?
Direkten Kontakt zu halten ist wirklich schwierig! In den letzten Monaten hat das Telefonieren eine sehr viel stärkere Bedeutung erhalten. Und manchmal, wenn ich jemanden besuche und an der Türschwelle stehen bleiben will, werde ich doch hereingebeten. Nein zu sagen, ist nicht schön. Aber ich versuche Kontakt zu halten zu Kindergärten, Schulen, Altenheimen und frage mich schon oft, ob ich wohl das Virus weitertrage.
Wie ist es, wenn Menschen zu Ihnen kommen und z.B. ihr Kind taufen lassen möchten – das geht ja doch schlecht ohne direkten Kontakt, oder?
Ja, ich hatte gerade sehr spannende Gespräche mit den Eltern eines Täuflings dazu. Ich habe sie ermutigt, doch ihr Kind im Gottesdienst selbst zu taufen. Letztlich wollten sie aber doch, dass ich es mache. Was mir auffällt: Die eigene Haltung als Christ wird jetzt etwas anders betrachtet und neu bedacht. Menschen aus der Gemeinde werden aktiver, begeben sich jetzt auf die spirituelle Suche. Das ist neu und besonders. Und die, die zu den Gottesdiensten kommen, sind anders bei der Sache. Es kommt öfter die Frage auf: Was ist mein Auftrag in der Gemeinde, was kann ich selbst tun?
Jetzt stehen die Weihnachtsgottesdienste an. Vieles muss alles anders und neu geplant werden. Wie erleben Sie das in Ihrer Gemeinde?
Die besonderen Gottesdienste in diesem Jahr wären ohne die vielen Ehrenamtlichen überhaupt nicht möglich. Wir gehen in diesem Jahr raus in die Gemeinde, das ist ein großes Wagnis. Wir haben das Hygienekonzept mit Angabe der Personenzahl den Verantwortlichen der Stadt vorgelegt, aber wir haben noch keine Antwort. Die nächsten Tage werden noch spannend.
Sie planen ‚Gottesdienste im Schlappenbereich‘, u.a. in der Krupp-Siedlung. Wie wird das ablaufen?
Die Resonanz der Menschen, die dort leben, war sehr groß, es gab tolle Rückmeldungen. Die Jugendreferentin des Kirchenkreises, Barbara Eggers, wird den Heiligabendgottesdienst dort unter freiem Himmel leiten – und viele der Siedler bringen sich aktiv ein. Nach dem Motto: Wir machen zusammen Straßenfeste, jetzt organisieren wir hier auch den Weihnachtsgottesdienst mit.
Und wenn es aus Eimern schüttet?
Dann heißt es eben Schirm aufspannen und „Singing in the Rain“. Die Menschen dort haben die Einstellung: Wir machen das!