„Was uns vereint!“ - Gelsenkirchen demonstriert für Demokratie und Vielfalt

Gelsenkirchen - Unter dem Motto „Was uns vereint“ versammelten sich am Montagabend (10. Februar) rund 500 Menschen vor dem kleinen Haus des Musiktheaters, um ein klares Zeichen für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt zu setzen. Die Kundgebung reihte sich ein in die vielen Proteste der vergangenen Tage. Anders als viele Demos lag hier jedoch der Fokus auf dem Erwünschten, auf den Grundwerten einer offenen Gesellschaft und einer lebendigen, bunten, vielfältigen Demokratie.

Nie wieder ist jetzt“ sang der „Spontan-Chor“ der Evangelischen Kirche mit den Anwesenden.

Starkes Zeichen: Die Vertreter*innen der Religionsgemeinschaften reichten sich nach ihrer gemeinsamen Rede die Hand.

Etwa 500 Menschen versammelten sich um ein Zeichen für Demokratie und Vielfalt zu setzen.

Bündnis für Demokratie und Grundrechte

Organisiert wurde die Veranstaltung vom „Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung“, dem unter anderem Wohlfahrtsverbände, das Consol-Theater, das Musiktheater im Revier (MiR) sowie christliche, jüdische und muslimische Gemeinden angehören. Der Aufruf zur Kundgebung brachte das zentrale Anliegen auf den Punkt: „Was uns vereint sind die Grundrechte und Grundwerte, die unsere Gesellschaft ausmachen: Humanität, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Pluralismus, Solidarität und Teilhabe.“

Politische und gesellschaftliche Stimmen

Adrianna Gorczyk, Co-Chefin der grünen Ratsfraktion, und die SPD-Landtagsabgeordnete Christin Siebel moderierten souverän durch die Veranstaltung. Den Anfang machte die erste Bürgerin der Stadt, Oberbürgermeisterin Karin Welge, die an alle Demokrat*innen appellierte, unangenehmen Situationen nicht aus dem Weg zu gehen. Sie betonte die Verantwortung der Politik, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und pragmatische Lösungen – auch über Parteigrenzen hinweg – zu finden: „Wenn wir davor zurückscheuen, dann wird es jemanden geben, der das sofort ausnutzt – zu unser aller Last.“

Ein starkes Zeichen der Religionsgemeinschaften

Ein bewegender Moment war der anschließende gemeinsame Auftritt von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Glaubensgemeinschaften: Superintendent Heiner Montanus für die Evangelische Kirche, Pastoralreferentin Laura Meemann für die Katholik*innen, Serdar Yilmaz für den Kreis Gelsenkirchener Muslime und für die Jüdische Gemeinde Igor Kuznecov. „Wir stehen hier für unseren Glauben. Wir stehen hier für unsere verschiedenen Religionsgemeinschaften. Wir stellen uns denen in den Weg, die Menschen pauschal verurteilen und ausgrenzen und abwerten.“ so Superintendent Heiner Montanus. Die vier Vertreter*innen reichten zum Abschluss ihrer gemeinsamen Rede einander die Hand, um auch durch diese Geste deutlich zu machen, dass das Eintreten für Barmherzigkeit, die Sorge für die Nächsten, woher immer sie kommen mögen, die Religionen verbindet. Sie unterstrichen die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und den Schutz der Grundrechte für alle Bürger*innen.

Unterstützung aus Kultur und Sport

Auch für die weiteren Beiträge waren bewusst ausschließlich Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen eingeladen: Der Jugendring, der Paritätische, der DGB Emscher-Lippe, Consoltheater und das Musiktheaters im Revier und natürlich der FC Schalke 04 beteiligten sich mit Redebeiträgen an der Kundgebung und setzten damit ein Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft.

Den Abschluss bildete ein bewegendes musikalisches Zeichen: In den letzten Tagen hatte sich auf Initiative von Pfarrerin Antje Röckemann ein „Spontan-Chor“ der Evangelischen Kirche gefunden. Gemeinsam mit den Anwesenden sangen die Pfarrer*innen „Nie wieder ist jetzt“, am E-Piano begleitet von Pfarrer Holger Dirks. Seine Uraufführung hatte der Song von Kantorin Stephanie Schlüter und Pfarrer Joachim Römelt aus Solingen erst vor einem Jahr. Ein eindringlicher Appell, die Errungenschaften der Demokratie zu bewahren und für eine offene Gesellschaft und ein solidarisches Miteinander einzustehen.

Text: Katrin Oelbracht
Fotos: Cornelia Fischer