„Schon wieder ein Abschied!“ Mit diesen Worten begrüßte Thomas Schöps das Publikum in der Bleckkirche. Ende des Jahres geht Pfarrer Schöps in den Ruhestand. Diesmal galt der Abschied allerdings dem Musikensemble Convivium musicum Gelsenkirchen.
Seit vielen Jahren bestreitet das Ensemble unter der Leitung von Ingo Negwer Konzerte mit Musik der Renaissance und des Barock. Diese Musik auf traditionellen Instrumenten jener Zeit und in historischer Aufführungspraxis erklingen zu lassen, war und ist das Anliegen des Convivium musicum Gelsenkirchen.
Das Ensemble, das älteste in Gelsenkirchen seiner Art, veranstaltete am 28. Oktober 1989 sein erstes Konzert in der Bleckkirche. Von Anfang an dabei waren Ingo Negwer, diesmal spielte er die Theorbe, eine Schalenhalslaute, und Ulrich Schumacher an der Viola da Gamba.
„Wie schön leuchtet der Morgenstern“, unter diesem Motto stand jetzt nach langer pandemiebedingter Unterbrechung das adventliche Konzert. Traditionell am vierten Adventssonntag beschloss damit das Ensemble Convivium musicum Gelsenkirchen die Konzertreihe in der Bleckkirche. Renata Grunwald (Sopran), Hagen-Goar Bornmann (Blockflöte), Heike Sierks (Blockflöte, Viola da Gamba), Ulrich Schumacher (Viola da Gamba) und Ingo Negwer (Theorbe) präsentierten Kammermusik vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.
„Heute haben wir tatsächlich ein komplettes Gambenconsort zusammen“, freute sich der Leiter des Ensembles, Ingo Negwer, über jugendliche Verstärkung. Neben Heike Sierks und Ulrich Schumacher waren erstmals auch die beiden Gambistinnen Mathilda und Josefine Limper dabei. Beide Schülerinnen der Musikschule Velbert aus der Gambenklasse von Heike Sierks haben bereits erfolgreich am Programm „Jugend musiziert“ teilgenommen.
„Wie schön leuchtet der Morgenstern“, damit begann das Konzert. Gefolgt von Hans Leo Hasslers „Verbum caro factum est“. Immer wieder überrascht das Musikerensemble mit der Präsentation ungewöhnlicher Schätze unbekannter Komponisten. Diesmal war es die Sonata F-Dur op. 1/5 des italienischen Komponisten Pietro Castrucci. Bei Alessandro Grandis „Cantabo Domino“ beeindruckte die warme, klare Sopranstimme von Renata Grundwald ganz besonders.
Und dann gabs ganz zum Schluss noch mal besondere Stimmung. „Es ist ein Ros entsprungen, wenn sie mögen, singen sie doch alle mit“, wandte sich Ingo Negwer an das Konzertpublikum. Dieser Aufforderung kamen viele Besucher gern nach, die Bleckkirche war erfüllt von vielstimmigem Gesang.
„Es ist nun heute hier vorläufig unser letztes Konzert“, bedauerte Negwer. Seit 25 Jahren, genau so lange wie die Klangkosmos – Konzerte, erfreute das Ensemble die Besucher in der Bleckkirche. „Es lohnt sich, für diese Kirche zu kämpfen!“ Damit rief er alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener auf, sich intensiv für den Erhalt ihrer Bleckkirche stark zu machen. Bisher ist noch nicht klar, was zukünftig mit diesem Gotteshaus geschehen soll.
„In jedem Ende liegt ein neuer Anfang“, mit diesen Worten des spanischen Philosophen Miguel de Unamuno betonte Pfarrer Schöps, dass er hoffe, dass dieser Ort doch auch weiterhin belebt bleibt. Dafür müsste sich dann wohl auch die Gemeinde vor Ort stark machen.
Text und Fotos: Frauke Haardt-Radzik