Zwei großartige Aufführungen des Weihnachtsoratoriums von Camille Saint-Saens eröffnen die Adventszeit

GELSENKIRCHEN – Steh auf, Tochter Zion, des Nachts und zu Beginn der Nachtwache und rufe laut: Halleluja. Keine festlich laut strahlenden Fanfaren und Posaunen, nein, bei diesen Chorkonzerten in zwei verschiedenen Kirchen der Stadt standen eher die meditativen, ruhigen, innigen Klänge im Vordergrund.

Volles Haus: Die Ev. Altstadtkirche war zum Weihnachtsoratoriums gut gefüllt.

Der erst 17-jährige Tobias Iwanczik (m.) an der Querflöte

Die Altstadtkirche so voll wie sonst wohl nur an Heiligabend. Freudige Erwartung unter den vielen Besuchern. Für das Weihnachtsoratorium des französischen Komponisten Camille Saint-Saens kamen der Neue Chor Wattenscheid, der Madrigalchor Buer und die Gelsenkirchener Kantorei, also Sängerinnen und Sänger aus allen drei Gemeinden zusammen. Die Solistinnen und Solisten Sina Jacka, Sopran, Karina Feld, Mezzosopran, Laura Kriese, Alt, Vivien Lacomme, Tenor und Martin Zeidler Bariton, das Streichorchester mit Konzertmeister Klaus Esser, Lea Pleines an der Harfe, der erst 17-jährige Tobias Iwanczik an der Querflöte und Robert Hogrebe an Harmonium und Orgel ließen diesen Konzertabend zu etwas ganz Besonderem werden.

„So viele Konzertbesucher gab es hier das letzte Mal 2008 beim Brahms Requiem“, freute sich Andreas Fröhling, der sich damit damals als neuer Kreiskantor vorstellte. Jetzt leitete Fröhling das Konzert tags zuvor in der Apostelkirche, Kirchenmusiker Ingmar Stiller dann das in der Altstadtkirche.

Mit Johann Sebastian Bachs „Nun komm, der Heiden Heiland“ gab es zunächst ein ruhiges, meditatives Ankommen im Advent. „Das Weihnachtsoratorium ist nicht Abend füllend. Deshalb haben wir dazu passende Musikstücke hinzugenommen.“, erläutert Fröhling die Idee zu diesem Konzert. Beim folgenden Andante C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart brillierte der jugendliche Tobias Iwanczik mit seinem Flötenspiel. Eine zauberhafte Hinleitung zum folgenden Oratorium.

Der junge Camille Saint-Saens schrieb das Werk nicht einfach als Vertonung der Weihnachtsbotschaft, sondern ließ viele verschiedene auch alttestamentarische Bibelstellen mit einfließen. Etwa aus den Klageliedern: Steh auf, Tochter Zion, des Nachts und zu Beginn der Nachtwache und rufe laut: Halleluja!
Hirtenmusik, die Weihnachtszeit vorausnehmend. Dieses Thema spannt sich wie ein Bogen um das gesamte Werk, schlichte und gefühlvolle, stimmungsvolle Kontemplation, statt pompöser Lobpreisungen.

Dem von den Chören und Solisten in lateinischer Sprache gesungenen Werk wurde im Programmheft die deutsche Übersetzung gegenübergestellt.
Dazu passend folgte John Rutters „Christmas Lullaby“, Ave Maria, Ave Maria, lausche dem Wiegenlied der Engel im Feld. Als Abschluss dieses großartigen Chorkonzerts dann „Verleih uns Frieden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. 

Das Publikum applaudierte immer wieder zwischen den einzelnen Musikstücken, am Ende gab es Standing Ovation.

 

Text: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Cornelia Fischer